Schülerinnen und Schüler mit ADS/ADHS
3. August 2023
Vielleicht ist so manchen noch die Geschichte vom Zappelphilipp aus dem Struwwelpeter-Buch von 1845 ein Begriff. Dass Kinder und Jugendliche mal unruhig und „zappelig“ sind, ist wohl nichts Neues. Der Begriff „Zappelphilipp-Syndrom“ ist sogar mittlerweile in der Alltagssprache etabliert, in den USA spricht man vom „Fidgety Phil“. Doch ab wann ist man nicht mehr „nur“ zappelig, sondern hat eine Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS?
So kann sich ADHS äußern
ADHS ist eine der häufigsten psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen. Schätzungen zufolge sind etwa zwei bis sechs Prozent aller Kinder und Jugendlichen betroffen. ADHS beginnt meist in jungen Jahren und kann im Erwachsenenalter bestehen bleiben. Charakteristisch für ADHS sind die Hauptsymptome Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und Impulsivität. Bei ADS dagegen tritt von den drei genannten Symptomen die Hyperaktivität nicht auf. Die einzelnen ADHS-Merkmale können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und müssen nicht bei jedem Kind gleichzeitig auftreten. Vor allem in der Schule zeigen sich die Symptome nicht in jeder Situation – sie sind meistens kontextabhängig.
Die auftretende Unaufmerksamkeit beziehungsweise die gestörte Konzentrationsfähigkeit kann sich im Unterricht wie folgt bemerkbar machen: Betroffene Schülerinnen und Schüler übersehen oft beim Bearbeiten einer Aufgabe wichtige Details und gehen nicht sorgfältig genug vor. Sie haben Schwierigkeiten damit, konzentriert bei der Sache zu bleiben, wodurch sich gegen Ende hin immer mehr Fehler in Aufgaben einschleichen. Durch die mangelnde Konzentration lassen sie sich öfter ablenken und müssen beispielsweise Anweisungen oder Aufträge mehrmals erteilt bekommen.
Das Symptom der Hyperaktivität kann sich bei Schülern folgendermaßen äußern: Die betroffenen Kinder und Jugendlichen verspüren oft einen übermäßigen Bewegungsdrang, der mitunter exzessiv ausgeführt wird. Im Unterricht macht sich das beispielsweise durch unruhiges Sitzen und ständiges Aufstehen bemerkbar. Viele Kinder mit ADHS haben auch Schwierigkeiten damit, ruhig zu arbeiten und stören den Unterricht oft durch Geräusche, Unterhaltungen oder Zwischenrufe.
Die Impulsivität bzw. das unüberlegte Handeln kann bei Schüler:innen so auftreten: Betroffene haben oftmals eine höhere Stimmungslabilität und eine geringere Frustrationstoleranz. Das kann sich unter Umständen in Form von Wut oder Ungeduld bemerkbar machen. Häufig handeln sie aus dem Affekt heraus und übergehen in Gesprächen die andere Person, ohne auf sie zu reagieren. Daher fällt es vielen betroffenen Schüler:innen auch schwer, kontinuierlich an einer Aufgabe zu arbeiten.
Warum bei ADS/ADHS im Schulalter Unterstützung sinnvoll ist
All diese Symptome können, wenn sie unbehandelt bleiben, bei Schüler:innen zu erheblichen Schwierigkeiten in der Schule führen. Bei Kindern, die vor allem mit einer gestörten Konzentrationsfähigkeit zu kämpfen haben, lässt sich häufig beobachten, dass sie im Verlauf der Schuljahre immer mehr Zeit benötigen, um ein bestimmtes Pensum abzuarbeiten. Denn: Je höher die Klassenstufe, desto größer wird die Arbeitsbelastung. Dies kann im Laufe der Schulzeit zu emotionalen Belastungen wie Schulangst führen.
Kinder, bei denen vor allem Hyperaktivität und Impulsivität auftritt, haben häufig soziale Verhaltensprobleme. Das kann von Störungen des Unterrichts über Widerstand gegen Lehrer bis hin zum sozialen Ausschluss in der Klasse führen.
Im Jugendalter kommen in manchen Fällen noch weitere Probleme hinzu, wie beispielsweise ein erhöhtes Suchtrisiko oder Depressionen. Daher ist es für Eltern ratsam, eine Beratung, Therapie oder andere Unterstützungsmöglichkeit für das Kind zu suchen.
Das bekannteste Medikament gegen ADHS ist beispielsweise Ritalin – dies wird Kindern ab sechs Jahren verschrieben und nur bei starken Symptomen empfohlen. Ritalin fördert die Konzentration und Leistungsfähigkeit und kann Leidensdruck bei Betroffenen mindern. Das Medikament ist jedoch auch umstritten: Viele befürchten, dass es die kindliche Entwicklung hemmt, die Persönlichkeit verändert oder süchtig mache. Laut der Bundesärztekammer treten solche Nebenwirkungen jedoch nicht auf. Appetitminderung, Schlafstörungen und Kopf- und Bauchschmerzen werden von der Bundesärztekammer als mögliche Nebenerscheinungen aufgeführt. Außerdem plädieren viele Ärzt:innen dafür, Medikamente wie Ritalin nicht ohne eine Psychotherapie einzusetzen
ADS/ADHS und Nachhilfe
Für Schüler:innen mit ADHS und ADS kann Nachhilfe eine wertvolle zusätzliche Unterstützung sein, die über schulische Möglichkeiten hinausgeht. Wichtig dabei ist, dass der Nachhilfeunterricht individuell auf den Einzelnen zugeschnitten wird und die Lehrkraft im engen Kontakt mit Eltern und ggfs. Therapeut:innen steht. Darüber hinaus gibt es im (schul-)pädagogischen Umgang mit ADHS einige wichtige Punkte zu beachten:
Kinder mit ADHS profitieren oft von einer klaren Struktur, worauf die Lehrkraft beim Gestalten des Unterrichts achten sollte. Als Lehrkraft sollte man bei betroffenen Schüler:innen auch die eigene Selbstkontrolle des Kindes fördern.
Durch beispielsweise eindeutige und positiv formulierte Regeln und Anweisungen kann man dazu beitragen, dass sich die Strukturierung beim Jugendlichen verbessert. Man sollte auch darauf achten, die Schüler:innen nicht mit zu vielen Aufgaben zu überfordern und einen überschaubaren Rahmen einzuhalten.
Außerdem ist es wichtig die Anpassungsfähigkeit der Kinder zu fördern. Das kann man als Lehrkraft erreichen, indem man den Unterricht möglichst abwechslungsreich und strukturiert gestaltet. Die Schülerinnen und Schüler sollten aktiv miteinbezogen werden und sich beteiligen können. Wichtig hierbei ist auch jegliche Form von Ablenkung zu eliminieren. Die Lehrkraft sollte darüber hinaus immer Geduld und Verständnis für die speziellen Bedürfnisse des Jugendlichen zeigen.
Zusätzlich ist es für Kinder und Jugendliche mit ADHS wichtig, in einer positive Lernatmosphäre unterrichtet zu werden. Dies beinhaltet regelmäßiges, positives Feedback und Lob – auch für individuelle Bemühungen. Die Schüler:innen sollten im Unterricht keine Angst vor Fehlern haben müssen und immer wieder positive Erfolgserlebnisse aktiv wahrnehmen, um zu mehr Selbstvertrauen zu gelangen.
Der Studentenring bietet auch spezielle Einzelnachhilfe mit zielorientierter Förderung für Kinder mit ADS und ADHS an.
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